20 Jahre Torfkurier, der Film






Die Muse küssen

Eine Affäre mit Folgen.

Text: Götz Paschen

Liebe Muse küss mich mal, ich bin der Sohn vom Zitteraal. Und wenn du mich nicht küssen tust, sag ich nie wieder ‚Gott zum Gruß‘. Es ist doch unsre Techtelei von hoher Gnade und auch frei. Ich will dein Lieb genießen und mich in dich ergießen. Ach liebe Muse mach mich voll, sonst wird der Text hier gar nicht toll. Es ist die große Dichterkunst doch abhängig von Musengunst. Wer mit dir gänzlich sich vermählt, hat stets Ideen und das zählt. Sich mit dir zu vermehlen, heißt, dass die Brötchen fehlen. Ich kann dich nicht verklären, noch kann ich mich erwehren. Du bist und bleibst ne teure Braut, die mir stets den Erfolg verbaut. Ich wusste das, bevor wir schmusten und auf die Möpse tu ich husten. Ich spar mir dies und spar mir das, das macht mir zwar so gar nicht Spass. Der Hedonismus ging mir flöten, und meine Wünsche muss ich töten. Das ist mir nie belungen, auf dass ich dir das Sage. Und hast du eine Frage, stell sie dem Siegfried gerne. Der wohnt zwar nicht in Hagen, er wohnt – ich glaub’s – in Herne. Genieße ich den Metrumwechsel und dieses wilde Wortgedrechsel. Dann Dreck sel ich so vor mich hin, und Schmutz kommt mir dann in den Sinn. Vielleicht kommt es noch schlümmer zu einem Wortgetrümmer. Die Metri wechseln sich gar ab und machen alleweil mal schlapp.

Zweiter Kuss
Ach liebe Muse küss mich mal, denn ich bin im Gesicht so fahl. Empfahl ich dir den Pfahl von mir? In deinem Auge ist ein Splitter, den zu sehn ist mir so bitter. So pfähl mir doch mein Auge bald, ich steh hier nackt im Pfählewald. Und trau mich nicht zu laufen und mir ein Höschen kaufen. Die Dollars fehln und die Euronen, ich will die Börse mir noch schonen. Die Börsen und die Guten tun sich zuweilen sputen. Die Guten sputen sich noch schneller und sperrn die Börsen in die Keller. Dort wimmern sie mit ach und weh und scharren blutig sich die Zeh. Wer nun an diese Wendung glaubt, geht hinunter und er schraubt, ans Kellerloch ein Schild, das bis heute gilt. ‚Hier sitzen die Arschgeigen, wir wolln uns nicht verneigen.‘ Lassen wir sie jaulen und gehn die Muse kraulen. Die Muse, die Genießerin, schmiegt sich an und gibt sich hin. Wer will ihr das verdenken und sie schon wieder kränken. Wir lassen sie so sitzen, hinfort auf Zehenspitzen. Hinford, Herford, Frauford, Sprachsport. Jetzt soll es wohl mal reichen, statt Wörter hier nur Leichen.

Dritter
Ach liebe Muse küss mich mal, mein Alter ist von hoher Zahl. Ich will an dir mich laben, bevor sie mich vergraben. Ich sauf dich aus, es ist ein Graus. Füll dich flott an, sonst ist es aus. Lass deine Quelle sprudeln und lad mich ein zu Nudeln. Du nudelst mich so durch und durch, ziehst in die Seele manche Furch. Was wirst hinein du säen, was picken dann die Krähen? Der Rabe Kolk in düstrer Wolk setzt sich auf meine Brust. Kratzt mir dort Herz und Seele raus, bei Gott, jetzt ist es hier gleich aus. Ich greif ihm ins Gefieder und sing ihm schöne Lieder. Und phönixaschenwirkungsgleich kotzt er ein Herz in meine Leich. Ein Neues, das schön pumpen tut. Es pumpt die Asche und die Glut. Ich bin ein neuer Dichter nun. Mit Transplantat und ganz viel Ruhm. Am Ruhm hab ich mich dran betrunken und plötzlich aus dem Hals gestunken. So ist nicht jeder Überfluss mir denn zur Gunst wie Musenkuss.

Vierter
Ach liebe Muse küss mich mal, ich trage hier den Winterschal. Mich friert’s am Hals, als sei’s ne Schlinge. Ich schreibe nur noch schlimme Dinge. Gib mir was Süßes in die Feder, das freut das Volk, das weiß doch jeder. Ich schreib mit Zimt und Honig nur und hinterlasse meine Spur. Der Text ist voller Süßigkeit. Die Finsternis sind alle leid. Wir sollten uns vernaschen, ich stopf dich in die Taschen. Zu Zuckerbrot und Sahnetorte. Es klebt an dem geheimen Orte. Genieß es dort und friss dich fett. Im Buxenquark als Ehebett. Sei stets mir nah in meinen Taschen, dann will ich nie die Hosen waschen. Bleibst du mir treu, machst du mich neu. Und wirst du mich verlassen, dann ist der Reimer im Eimer.

Torftipp: Flopflip.