Kurztest: Trennung
Warum sich das Leben schwer machen?
Von
Götz Paschen
Was gibt es Größeres als Dumpftests in Zeitschriften: Was für ein Pärchen-, Sex- oder Sonstwas-Typ sind Sie? Zwölf Kreuzchen gemacht, Punkte addiert und unten eine der drei Antworten rausgesucht. Da steht zwar auch nur allgemeines Wahwah drin. Aber immerhin sind Sie nicht schlauer! Und extradoof ist es schon, wenn die Sprechstundenhilfe Sie zu früh aus Ihrer Vertiefung reißt. Der Torfkurier ist strenggenommen auch eine ‚Zeitschrift‘ nur auf anderem Papier. Und wir haben in der Testzone auch relevantes zu bieten, aber uns in der Vergangenheit mit unseren Wahrheiten diskret zurückgehalten. Beschäftigen wir uns doch einmal mit dem schmandreichen Thema Beziehung, Ehe und Trennung.
PrologSie sind sicher gebunden. Ihre Partnerschaft ist eine staatstragende organisatorische Einheit. Trotz diverser harter Einschläge hat sie sich über Jahrzehnte unverwüstlich bewährt. Machen Sie den Fernseher an. Egal, was da für Humbug läuft, es interessiert Sie mehr als die nächsten Zeilen. Oder Sie sind überzeugter Single mit oder ohne Affärchen. Schenken Sie sich den Quas. Sie haben andere Probleme, aber nicht diese hier. - Alle anderen können weiterlesen.
SchadenabschätzungVor jeder relevanten Entscheidung spielt eine Schadenabschätzung eine wichtige Rolle: Fahre ich unter Alkohol noch mit dem Auto heim? Was sagt mir mein durchsiebtes Restgehirn? Surfe ich noch eine zweite Stunde hinter dem günstigsten 9-Euro-Produkt hinterher? Anstatt mir Gedanken zu machen, ob ich statt der Surferei einen Minijob antrete und mir von dem Geld wieder alles spontan im Laden kaufe? …Vor dem letzten relevanten ersten Kuss haben Sie schon nicht vernünftig nachgedacht. Das ist normal bei Stammhirnangelegenheiten. Aber ist eine Trennung eine Stammhirnangelegenheit?
BeziehungspunkteMachen wir es kurz: Für alle vollendeten fünf Jahre Zusammensein gibt es einen Punkt. Für eine Hochzeit einen. Pro Kind ebenfalls. Ein gemeinsames Haus gibt auch einen. Ebenso wie die gemeinsame Firma. So, nun folgen drei Rechenbeispiele.
Lebensgemeinschaft
21 Jahre zusammen (4 Punkte), 3 Kinder (3), verheiratet (1) plus Haus (1). Sie haben 9 Beziehungspunkte. Das ist viel.
Junge Familie
6 Jahre zusammen (1), verheiratet (1), 2 Kinder (2). Macht 4 Punkte. Das ist schon mal was.
Knutschgemeinschaft
3 Jahre zusammen (0), unverheiratet (0). Sie haben 0 Punkte. Das ist wenig.
EntscheidungsgrundlageJetzt kommt die Auflösung:
Kleinergleich 3 Punkte: Trennung möglich. Das wird klappen.
Größer 3, kleiner 6 Punkte: Überlegen Sie es sich gut. Das wird anstrengend!
Größergleich 6 Punkte: Muss das sein? Das wird ein zentrales Lebensereignis! Kein Schönes.
Schiffe versenkenDas ist zu stark vereinfacht? Es nimmt keine Rücksicht auf Ihre Gefühle? Eine Trennung ist eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen? Was hilft Ihnen dieses banale Punktesystem jetzt weiter? Das ist nur eine pragmatische Faktenaddition im oft einstelligen Bereich? – Aber was erwarten Sie von einem Zeitschriftentest? Es ist doch schlussendlich wie beim Schiffe versenken. Eine langjährige volumenstarke Beziehung zu versenken, ist ein Heidenaufwand. Nichts anderes soll Ihnen dieses Punktesystem vor Augen führen. Und die Tatsache, dass das Ende eines verlängerten Flirts kein lebensbedrohliches Ereignis ist. Aus kleinen Geschichten kommt man gut heile raus: Keine Rentenpunkte, kein Umgangsrecht, kein Kinderwochenendhinundher, keine Abifeiern, Hochzeiten, Enkeltaufen … Aus die Maus und Feierabend. Es geht hier lediglich darum, das Schadensvolumen zu beziffern, das Sie im Trennungsfall gemeinsam anrichten. Und daran anschließend können Sie dann Ihre seelische Kosten-Nutzen-Rechnung durchführen.
Torftipp: Immer locker und geschmeidig bleiben, egal was ist.