20 Jahre Torfkurier, der Film






Provokation

Entscheidung: Stehen oder Liegen?

Von Götz Paschen

Das Leben ist voller Entscheidungsmöglichkeiten. Das macht es – bei Nutzung – so abwechslungsreich. Wie war der Spruch mit der Prinzessin noch? Auf die Nase fallen, aufstehen, Krönchen richten, weitermachen! Eine der Hauptentscheidungen ist: Stehen oder liegen bleiben? Meine These: Wachstum entsteht durch Provokation.

Erkältung
Sie kriegen eine Erkältung und haben das Bedürfnis, sich zu schonen: Teechen, Sofa, Mitleid. Überlegen aber auch, ob es nicht besser wäre, kernig zu reagieren: Alltag, Kopf hoch, frische Luft, früh schlafen gehen. Geht beides. Eine Frage der Entscheidung. Der Körper sagt: ‚Ich mach‘ mal ein bisschen schlapp.‘ Und fragt: ‚Darf ich vielleicht sogar richtig schlapp machen? Oder brauchst du mich morgen wieder auf dem Dampfer?‘ Und Sie treffen die Entscheidung, wo die Reise hingeht: Ins Bett oder zurück ans Steuerruder?

Entscheidung
Der Charakter einer Entscheidung ist, dass sie nur ein kleines Fünkchen Hirnaktivität darstellt. Fett wird es erst danach. Das ist wie der Salsa-Kurs. Ewig gewollt, nie gemacht. Entscheidung: Machen. Telefonat: Anmelden. Und erst das Hingehen kostet Geld, ist Zeitaufwand, schweißtreibend und spaßbringend. Wenn Sie nicht so eine Birne sind, die permanent ihre Entscheidungen revidiert und rückrevidiert. Es ist nur ein kurzer Weg von Entscheidung über ersten Schritt bis machen. Wenn Sie so ein Hin- und Her-Revidierer sind, können Sie in diesem Wankelmut endlos Energie verbrennen und andere Leute bekloppt machen. Das allerdings nicht lange, weil sich die klar Sortierten dann diskret abwenden. – Wenn man weiß, dass man kein Wackler, sondern ein Konsequenter ist, verhindert das gegebenenfalls auch Entscheidungen. Sie denken dann: ‚Ich mach‘ das dann ja. – Dann sage ich lieber gleich nein. Sonst muss ich es ja machen.‘ Großer Käse.

Wackler
Wer wackelt sollte zu einem klaren Ja oder Nein finden. So steht es schon in der Bibel. Wer alles abwehrt, weil er um seine Verbindlichkeit weiß, sollte ebenfalls seine Strukturen überprüfen. Das Leben ist im Fluss. Nicht im Teich. Wackler und der Präventiv-Absager sind nicht die vitalsten Lebensformen. Sie sind öde und verbreitet. Der Nachteil liegt auf der Seite der Zauderer und Vermeider. Ganz privat und ganz direkt.

Provokation
Kommen wir also zurück zur Erkältung. Schlapp machen oder nicht? Nicht heißt: Spaziergang, Alltag abliefern – vielleicht verlangsamt – funktionieren, mental nach vorne gehen, statt Rückzug. Damit sind Sie ja die Erkältung nicht los. Die ist auf dem Sofa genauso da, wie an der frischen Luft. Aber die Haltung (!) ist eine andere. In dieser leichten Zone ist Gesundheit eine mentale Frage. Und vielleicht sogar auch in der schweren. Ihre Haltung sagt: ‚Du kannst das. Das schaffst du. Du bist flott dabei.‘ – Sowas wirkt nach innen. Das Bewusstsein bestimmt das Sein. Entsprechend müssen Sie sich Ihre lahmarschigen Gedanken und Ihr umfangreiches Selbstmitleid vom Leibe halten. In der Außendarstellung und in der Selbstwahrnehmung.

Reaktion
Eine Provokation ist in erster Linie ein frecher mentaler Angriff: Durchhänger. - Tritt in Hintern. Tippelt. – Sie antworten auf: ‚Schaffste nicht.‘ Mit: ‚Schaff ich doch!‘ Der Zweifler: ‚Dann zeig mal!‘ Das Thema schon im Innendialog frontal angehen. Das überwindet im Handeln diverse heulende Schweinehunde und Hürden. Jede überstandene Provokation stärkt das Bewusstsein: ‚Mein System kann was (ab).‘ – Das gilt für eine Erkältung genauso wie für eine Demokratie. Bieten Sie der kleinen und großen Welt die Stirn. Gehen Sie relevante Fragen frontal an. Das stärkt Sie. Und: Scheitern ist besser als nicht probieren. Siehe oben: Aufstehen, Krönchen richten, weitermachen.

Torftipp: Sich selbst provozieren. Machen.